· 

Bisch ou e Gluggere...

Also die Gluggere. Kommt bei mir in Gesprächen gleich nach der Berufstätigkeit und zwar ohne, dass die Leute irgendetwas von meinem Mamaalltag kennen. Ich bin nicht so cool wie Chez mama poule (checkt aus!): Ich fühle mich oft angegriffen. Wieso? - Na, weil ich der Boss bin, nicht die Gluggere. Und doch beginnt nach dieser Frage bei mir ein Prozess des tagelangen Überdenkens und Abwiegens:

  • Klebe ich an meinen Kindern? 
  • Bin ich ne Helikoptermama?
  • sind sie Nur deshalb um Mich herum, weil ICH das will?
  • Möchten sie öfter weg von mir?

 

 

Was genau macht mich denn in den Augen anderer genau zur "Gluggere"?

 

Stillen

Nun ja, das kann ich wohl sehr schnell beantworten. Die Themen sind immer die selben, meist beginnt es mit dem Stillen. Wohlbemerkt N3 ist sieben Monate alt. Setze ich mich allerdings irgendwo hin und packe meine Brüste zum stillen aus, werde ich gut und gerne gefragt wie lange ich denn das noch zu tun gedenke. Ich antworte mittlerweile sehr gerne: Bis er in die RS kommt. Feund: ICH ERNÄHRE MEIN KIND! Also, KLAPPE! 

 

Tragetuch

Das böseböse 5m lange Tuch, welches allen Menschen verunmöglicht mein Gangbébé mit ihrem Parfum einzuduften. Du findsch also e Chinderwage wär eifacher? De hätti aber ke Hand frei zum dir der Mittuf...äh falsch wart, zum N2 d Schueh z binde...

 

Familienbett

Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass unsere Kinder kein Kinderzimmer haben. Wir haben ein Schlafzimmer mit Familienbett und ein Spielzimmer mit Spielsachen drin. Ein Kinder - Schlafzimmer wird gerade eingerichtet, damit es bereit wäre, wenn eines seinen Freiraum möchte. Sie werden allerdings nicht ausquartiert. Und dann kommts: Wann und wo habt ihr denn sexytime? Hier muss ich mal ernst bleiben, denn die Frage finde ich legitim. Ich finde auch gut, wenn sie von Leuten gestellt wird, welche nicht wissen wie sie es organisieren können und gebe da sehr gerne Auskunft. All diejenigen, welche sich um unser Intimleben sorgen erzähle ich gerne, dass mein Liebster eine Liebhaberin hat und wir deshalb dieses Problem outgesourced (checkt Andrea!) haben. 

 

Fremdbetreuung

Die Fremdbetreuung würde ich gerne separat in einem Artikel besprechen. Unsere Kinder sind, sofern sie nicht im Kindergarten oder einen Tag in der Kita sind einfach bei ihren Eltern. Wir gehen wenig bis nie gemeinsam weg und haben uns beruflich so organisiert, dass zur Zeit eben vor allem ICH für sie da bin. 

 

Loslassen

Ich habe bei jeder Geburt kurz vor der Austreibungsphase geweint. Nein, nicht vor physischem Schmerz. Vielmehr musste ich die Tatsache beweinen, dass die Schwangerschaft zu Ende geht. Und das, obwohl ich das Gegenteil von hobbyschwanger war.  Jedesmal habe ich mich während der Geburt von dem Kindlein in meinem Bauch verabschiedet und jedesmal war ich unglaublich traurig und sehr dankbar um die Hebamme, welche dies auffangen konnte. So erging es mir auch beim ersten Geburtstag, dem ersten Besuch bei den Grosseltern ohne uns, dem ersten Kitatag, und dann den Kindergartenstart, welchen ich etwa drei Monate beweinte (schon fast rituel, aaaber brav heimlich). Ich lasse los, allerdings finde ich es schmerzvoll und ich schäme mich nicht das zu sagen. Jawohl! 

 

Freizeit

Unser Leben verunmöglichte uns in den vergangenen drei Jahren uns um unsere Freizeit und Wünsche zu kümmern. Wow...luschtig wie manche meinen 80% Arbeit, 50% Studium, ein krankes Kind, ein anderes Kind, ein Umzug, und dann auch noch ein Umbau schaukeln sich wie von alleine. Me muess au mau öppis für sich mache meinsch? Freund, JA, gib mir ein - zwei Jahre um meinen BERG Pflichten abzuarbeiten. Darfst gerne helfen, darfst auch gerne einfach sagen, du würdest auf mich warten, aber bitte BITTE keine Floskeln, welche Tipps sein sollten. Und wenn ich übrigens etwas für mich machen will, dann ist es meist schlafen..

 

Die Gang schwirrt immer um mich herum. Einzelne brauchen mich mehr, andere haben sich schon sehr früh abgenabelt. NEIN, das ist nicht dem Alter zuzuordnen. Ich bin ja diejenige, welche tagein tagaus ihre Ansprechperson ist. Nur logisch, schwirren sie immer um mich herum, oft brauchen sie mich auch noch. Umgekehrt darf ich ehrlich sagen: Ich habe in den vergangenen vier Jahren tatsächlich nur drei Nächte ohne meine Gang verbracht (don't judge me). Sie waren sehr ungewohnt, aber sehr schön. Ich konnte es geniessen, weil Gangpapa es sich sehr nett mit ihnen eingerichtet hatte. Allerdings bringen mir Tage ohne Gang einen grösseren Mehrwert. Wieso nur so wenige? Na weil ich entweder stille oder schwanger bin und die Übelkeit mich lähmt. So einfach ist das. Vergangene Woche meinte jemand, dass Flaschenmilch auch keine Schande sei und andere Kinder damit gross geworden seien. Stimmt, nichts gegen das. Allerdings bin ich dafür, dass jeder sein Leben so organisiert wie er mag. Ich kann aber auch gerne erläutern, was es für mich bedeuten würde so stillend ein paar Tage ohne meinen Säugling zu verreisen...

 

Wir haben dieses Leben gewählt und es geht uns mehr als gut damit!

 

Interessant ist, das Gangpapa diesbezüglich nie angesprochen wird. Entscheiden sich Männer gegen einen Abend mit Freunden wird oft über die überforderten Frauen gelästert. Als ob es total abwegig sei, dass ein Vater nicht auch einmal die Zeit mit seiner Familie derer mit seinen Freunden vorziehen könnte. Entscheiden sich Frauen für ihre Familien sind sie eben die Gluggeren. Entscheiden sie sich für mehr Zeit für sich werden ziemlich harsch kritisiert und oft als Rabenmütter bezeichnet. Wie kann man es denn nun Recht machen?

 

Mir fehlt es an nichts. Und ich glaube, so im Zeitalter der Bewegungspädagogik nennt man was ich tue wohl Attachement parenting. Ich tue nicht weiter als auf unsere Bedürfnisse zu achten. Da wir nun mal fünf Personen sind, kommt ja schon was zusammen und man muss auch zurückstehen können.  Ja, ich bin manchmal müde, ja auch genervt, ja ich gehe gerne an Konzerte, aber NEIN ich verweigere mir nicht den Schlaf, unterdrücke meine Gefühle nicht und ich bin mir sicher, dass ich noch sehr viele Konzerte besuchen werde - sobald es sich richtig anfühlt.

 

Ausserdem: Schon mal Ausgang organisiert, wenn du drei Kinder hast? Da ist das Erwerben und ausdrucken der Tix noch das kleinste  Bro...

 Und ja, jetzt bin ich eine Gluggere...lieber jetzt als in 30 Jahren, oder?

 

 

 Was macht ihr so für euch? Ich mache hier gerne eine Liste meiner liebsten Egobeschäftigungen..

Was ich so tue..

  • SCHLAFEN
  • chümscherle
  • SCHLAFEN
  • Freunde treffen
  • ein Bad nehmen
  • in die Stadt fahren und etwas bummeln
  • SCHLAFEN
  • räumen
  • nähen
  • stricken
  • SCHLAFEN
  • lese

Was ich noch gerne machen würde...

  • tanzen
  • alleine ins Kino
  • ein Konzert besuchen
  • malen

Kommentar schreiben

Kommentare: 0