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Eine Vagina meldet sich zu Wort..

Wenn Papa nicht da ist, wird halt vier Tage nach der Geburt im (Wochen-) Bett die Dekoration für den Geburtstag gebastelt. Ja, Muttis haben auch andere Hobbies, aber äbe..

Lieber Herr Reist, werte Kommandanten der Schweizer Armee und liebe unloyalen Fellowmamas

 

Ich schreibe Ihnen, weil ich den Artikel vom "Vom Gebärsaal zurück in den WK", welcher am 4.10.19 in der Solothurner Zeitung erschienen ist gelesen habe. Wow, dachte ich und war ein bitz erstaunt. Nenei, nicht über die Aussagen der Armee oder die darin geschilderten Beispiele. Ich kenne einige Militärbeispiele. Und unloyale Mütter, welche sich imfall super selbst organisieren können, könni ou es paar. Aber potztuusig, war ich erstaunt über die Haltung, welche das Militär so gegen aussen vertritt. Ich dachte plötzlich an den Notstand oder an Krieg und sah, wie tapfere Soldaten mich (eine MUTTER) und ihre Kinder in Sicherheit bringt. Weisch warum? Na Frauen, Kinder und Alte zuerst, oder? Ich glaube sogar, wenn ich eine Knieoperation hätte, würde man mich auch zuerst retten, weil verletzt und so. Mega nett. Aber gäu, das gilt imfall nume im Chrieg. Im echten Leben, ist es nicht so relevant ob du ne Frau oder Mutter bist. Ämu das Militär interessiert es nicht. Gell,  das Parlament hat auch erst so ein birebitzeli grosses Zugeständnis gemacht und zwei Wochen Vaterschaftsurlaub genehmigt (Potzdonner!).

 

Wochenbett ist ja so eine Sache. Ich weiss noch genau, wie Gangpapa vor der ersten Geburt mit der Frau Stadelmann in der Hand um mich herum geschwirrt ist, um mich auf die ersten Wochen nach der Geburt vorzubereiten. Haaaa!, dachte ich. Haaaaaalt der Lade! Ist doch alles gut, dann. Fertig Dickbauch, fertig Cervixgschtürm, Kind an der Brust und ganz viel Glück. Er so Schweissperlen auf der Stirn. Ich gestehe hier öffentlich: Gangpapa, den Ernst der Lage habe ich erst gecheckt, als ich zwei Stunden nach der 40stündigen Geburt, an nem wunderschön warmen Freitagabend mit nem gut gefüllten Maxicosi vor dem Notfall stand und die Menschen beobachtete, welche von ner Party gut angetrunken von ihren Freunden eingeliefert wurden. Die hatten gefeiert, ich hatte geboren. Nicht mehr richtig stehen konnten wir alle. Echt wahr. 

 

Vom Traktor überfahren 

 

Bist du jetzt eine werdende Mama, bitte gloub, dass das Gebären drei mal in meinem Leben das Allerfätzigschte gewesen ist von dem, was ich bisher so gemacht habe. Ich würde und könnte das noch mega mängisch. Es wird das Erlebnis deines Lebens: Dein Körper entwickelt noch nicht dagewesene Kräfte, dein Geist bewegt sich zwischen Himmel und Erde, es ist unbeschreiblich. Aber, und jetzt kommt das ABER: Jeder guten Party folgt ein Kater. Meiner umfasste ein paar Platz- und Reisswunden, Schürfungen, wunde, blutende Brustwarzen und mit den Hormonen hatte er es auch eher so mässig im Griff. Es ist halt was es ist. Nach der ersten Geburt fühlte ich mich wie vom Traktor überfahren (erste Male halt).

 

Und meine Vagina scheut sich nicht öffentlich zu fragen: Geits euch aune eigentlich no? Es macht mich gopfertori stinksauer, dass ihr die Ladies, welche eure zukünftigen Soldaten gebären nicht auf euren sch**** Händen trägt! Wer zur Hölle hat euch Anstand gelehrt? 

 

Im Artikel steht, dass das Militär meine, es könne ja nicht darum gehen, "frisch Vater gewordene Männer bei der Erfüllung der Militärdienstpflicht zu privilegieren". Abwesend sein ist also ein Privileg? Na ihr nehmt euch ja ernst. Und wenn dann Gesuche abgewiesen werden, weil eine Geburt oder väterliche und eheliche Pflichten ein schlechter Grund sind für eine Aufschiebung oder eine anständige Auszeit, dann zählt mir doch andere, bessere Argumente auf. Ausser einer Beerdigung, fällt mir da nicht viel ein und wenn ich lese, dass Geschäftstermine aber wohl ein guter Grund seien, dann muss ich mich schon sehr zusammenreissen, meine Söhne nicht so zu beeinflussen, dass das Militär für sie später mal keine Option sein wird. Ja, ich hab doch chli Einfluss, ich bin äbe Mutter. Und hint: Es gibt imfall viele Mütter in der Schweiz...#wirsindviele

 

Lasst mal ehrlich sein


Ok, die Vatergefühle sind vielleicht zuviel der Emotionalität für einen Kommandanten, aber Heilanddonner, zählt denn eine Kaiserschnittnarbe oder ein Scheidenriss nichts? Solche Entscheide werden dann von Penisträgern getroffen, wessen Genitalien wohl NIEMALS in ihrem Leben genäht werden müssen (und zwar an ner Stelle, an welcher eben nicht betäubt werden kann). Man sagt ja, dass die junge Mama 7 Tage im Bett, 7 Tage auf dem Bett und 7 Tage ums Bett verbringen sollen. Dies ist  ein medizinischer Fakt und wichtig, damit der Beckenboden geschont werden kann. Herr Reist, Kommandanten der Schweizer Armee, weiss denn einer von euch, wie sich so ein Beckenboden nach der Geburt anfühlt? Haben die Herren denn eine Ahnung wie lange es geht, bis (wenn überhaupt) man diesen Teil des Körpers so gestärkt hat, dass man seinen Kindern hinterher rennen kann? Und während die Mama sich da erholt, wer schaut zu den älteren Geschwisterchen? Lasst mal ehrlich sein, eure Ladies haben das auch geschafft, gell? Fragt mal eure Partnerinnen, wie sie es sich für ihre Töchter wünschen würden.

 

An all die sich selber organisierenden Ladies da draussen, welche in irgendwelchen Foren über andere wettern. Ich habe mich auch selber organisiert, leider war keine Mama da, die hätte helfen können. Ich erinnere mich, wie Gangpapa nach der Geburt von K2 zügig abrauschen musste, weil er eine Prüfung hatte. Ich hatte viel Blut verloren, wurde notoperiert und mit Blutkonserven versorgt. Ich erinnere mich an die ersten Wochen nach der Geburt- er musste arbeiten (ja, in unserem Fall war es gerade nicht anders zu organisieren) und ich mit nem Kleinkind und Neugeborenen und nach solch einer Geburt zu Hause. Zeit meines Lebens? Not really! Ich habs gepackt, ich hab nicht gejammert, ich habe geputzt, gewaschen, gekocht, Kinder versorgt, mich hie und da um meine Narben gekümmert, versucht meine Supplemente einzunehmen, war auch an Wochenenden grösstenteils alleine und habe jetzt einen Riesenschaden davon. Nein, ich finde nicht, dass Frauen sich bloss selbst organisieren sollten. KEINE! Denn sie gründen eine Familie mit einem Partner oder einer Partnerin, dasch Teamwork. Ladies, es geht einfach nicht, dass wir so miteinander umgehen. Keine weiss besser, wie es ist ein Kind zu kriegen (Krieg, haahaha), als eine Frau, welche eines zur Welt gebracht hat. Egal wie. Basta. Wir müssen füreinander einstehen. Für all die Dammnähte, Scheidenverletzungen, Kaiserschnittnarben, für alle wunden Brustwarzen und labilen Wochenbettgefühle, Stillprobleme welche noch folgen. Es geit nid immer um di, aber du kannst was für andere ändern und dasch äbeso wichtig. 

 

In diesem Sinne, hebet doch chli Mitgefühl mit uns Frauen. Gönnt uns doch das bitzeli Hilfe und Unterstützung, so dass wir für Nachwuchs sorgen können. Ohne uns gäbs euch gar nicht...

 

Liebe Grüsse

eine Mutti

 

 

Anm.: Wenn alle Stricke reissen, und Sie nicht verstehen, worauf ich hinaus will, dann müsste man Sie wohl durch 20h Wehen schicken, Ihnen den Damm aufschneiden, die Brustwarzen wundsaugen lassen, schauen, dass Ihr Genital noch ein paar andere Blessuren davonträgt (nett sind die Hämatome und Schürfungen) Ihnen zwei Kühe hinstellen, welche Sie bitte anständig umsorgen während Ihre Partnerin dann im WK ist. Bitte vergessen Sie die Wäsche, den Haushalt und das Kochen nicht. Im Wochenbett sollten Sie gut zu sich schauen. 

 

Weiterhin will ich auch sagen: Mamas sind nicht nur Frauen, welche geboren haben. Auch diejenigen welche durch Adoption zur Mutterschaft kommen verdienen unseren Respekt, die Unterstützung der Gesellschaft und viel Ruhe und Fürsorge um sich in ihrer Rolle zu finden. Gell, nicht nume eine Naht macht dich zur Mutti.

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Linda (Freitag, 18 Oktober 2019 14:38)

    Oh.....WUNDERBAR!!!!! Bravo von allergrösstem Herzen ��

  • #2

    Key and the Gang (Freitag, 18 Oktober 2019 21:15)

    Liebe Linda, von allergrösstem Herzen MERCI! ❤️❤️

  • #3

    Steffie (Samstag, 19 Oktober 2019 04:17)

    Du hast sowas von Recht! ❤️